Samstag, 20. Juni 2015

On the road



Wir sind gegen Mittag aufgebrochen. Ich habe mich Jeff, aus New York, angeschlossen; der seit 6 Monaten in Mexiko mit seinem Auto unterwegs war und sich auf dem Rückweg in die Staaten befand.  Am ersten Tag sind wir an vier Unfällen vorbeigefahren, wir haben es als gutes Zeichen gesehen. Wir sind an einem winzigen Karneval vorbeigefahren und an äußerst viel Landschaft. Diese hat sich ungefähr alle Stunde geändert, von bewachsenen Bergen zu kargen Bergen zu schneebedeckten Bergen. Auch die Kakteen haben sich alle paar Kilometer verändert. 



Am ersten Abend haben wir es bis nach San Miguel de Allende geschafft, einem Juwel von Kolonialarchitektur. Die gesamte Altstadt ist sehr gut erhalten, mit wunderschönen verzierten Türen. Es ist sehr traditionell, mit Musikern die um die Plaza streifen und traditionelle Blasmusik spielen, mit viel Geige und traditionellen Anzügen. Wer nicht traditionell mexikanisch gekleidet ist, hat sich übertrieben aufgetakelt, nach dem Motto "Weniger ist mehr" und zusätzlich bei den Frauen "je höher de besser". Der Boden besteht aus großen aneinandergereihten Steinen mit vielen Stolperfallen und die Stadt ist auf einem Hügel gebaut, es geht folglich steil nach oben und unten. Es ist lächerlich wie die Frauen hier auf ihren 14 Zentimeter-Absätzen durch die Straßen staken und sich dabei aneinanderklammern um nicht umzuknicken. Man merkt sofort, dass es eine reiche Stadt ist, alles ist teuer im Vergleich zum restlichen Mexiko. Zudem befinden sich hier sehr viele amerikanische geldige Rentner. Wir haben die Nacht im Auto geschlafen und sind dann nach einem kurzen Frühstück weitergefahren.





Der nächste Zwischenstopp für die Nacht, war Real de Catorce, ungefähr 7h vor der Grenze. Es handelt sich um eine kleine Stadt, die zuerst von Minenarbeitern bewohnt wurde, dann verlassen und vor ein paar Jahren vom Tourismus entdeckt und wieder besiedelt wurde. Die eine Hälfte der Stadt ist eine Ruine die andere sehr schön anzuschauen. Es gibt hier kaum Autos, dafür aber sehr viele Pferde und sehr leckeres selbstgemachtes Karamell mit Zimt, Schokolade oder Tequila.




Wir haben uns am nächsten morgen wieder auf den Weg gemacht. Es gab kaum noch Berge, sondern hauptsächlich Wüste und es war sehr heiß. An der Grenze angekommen, wurde erstmal das ganze Auto durchsucht. Ich glaube die Grenzbeamten hatten alle ihren Spaß mit uns, denn normalerweise überqueren nur Mexikaner die Grenze, Traveller und vor allem Europäer sieht man hier äußerst selten. Wahrscheinlich habe ich deswegen vier Stunden gebraucht um die Grenze zu überqueren, der Grenzbeamte der mein Visa bearbeitet hat, war Mexikaner, und wollte mir eine genauso harte Zeit geben, wie man sie normalerweise den Mexikanern zusteht. Um 11:56 nachts haben wir dann aber die Grenze überquert.
WELCOME TO TEXAS!

Oaxaca de Juarez







Wie auch San Cristobal ist Oaxaca de Juarez, Hauptstadt des Staates Oaxaca, eine sehr schöne koloniale und kulturreiche Stadt, mit unzähligen kleinen und großen Kirchen, Streetart und Zentrum der mexikanischen Gastronomie. Nirgends findet man bessere Mole, nach Tradition der Maya und angerührt, mit vermischten Gewürzen, darunter ganz viel Chili. Auch Mezcal bekommt man an jeder Ecke angeboten. Wie auch beim Tequila gibts beim Mezcal in blanco, reposado, anejo y extra anejo. Typisch oaxacenisch findet man hier Mezcal au crema, also einfach Mezcal gemischt mit Fruchtlikör und Sahne, in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, wie Kaffe, Schoko-Minze, Mango und Erdbeere. Oder Mezcal mit Fruchtkonzentrat ohne Sahne, zum Beispiel Limone, Maracuja, und Ananas. Tequila im Gegensatz gibt es hier nur in größeren Supermärkten. Des weiteren ist Oaxaca Zentrum von Trinkschokolade. Man mischt es mit heißem Wasser aber man findet es auch wie in Europe mit Milch. Typischerweise ist die Schokolade pur, oder aber gemischt mit Mandel, Zimt oder Milch. Abgesehen von den Spezialitäten findet man hier das gesamte Angebot der mexikanischen Küche: Tacos, Quesadilla, Enchiladas und so weiter. Desweiteren findet man auch viele großartige Märkte, wo man alles kaufen kann, von Goldfischen über Obst und Gemüse, Kleidung und Rollstühle.






Während meiner 2 Wochen in Oaxaca fanden die Wahlen statt. Oaxaca ist die politischste Stadt in ganz Mexiko. Die Menschen hier sind sehr gebildet und kämpfen für ihre Rechte gegen die korrupte Regierung. 
Um die 40.000 Lehrer haben sich in Oaxaca versammelt und Zelte auf der zentralen Plaza aufgeschlagen, mit großen Plakaten von den verschwundenen politischen Gefangenen und den Gesichtern der Demonstranten die getötet wurden. Je näher die Wahlen kamen, desto mehr und mehr Zelte wurden aufgeschlagen und desto mehr Militär und Polizeieinheiten wurden von der Hauptstadt geschickt. Am Wochenende der Wahlen befanden sich 25.000 Polizeieinheiten in der Hauptstadt und die Lehrer auf ihrem Demonstrantenzug durch die Stadt. Es lag durchaus Spannung in der Luft und man durfte weder die Demonstranten noch die Polizisten fotografieren. Aber ich habe nichts gewalttätiges mitbekommen, es verlief auch alles friedlicher als erwartet.  Touristen bekommen generell meistens nichts von den politischen Unruhen in Mexiko mit, weil diese nicht an touristisch interessanten Orten stattfinden. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Oaxaca, mit viel leckerem Essen und einer geistlichen Reinigung durch einen Mayaschamanen. Aber nach zwei Wochen wurde es dann auch Zeit zu gehen auf einen Roadtrip durch das nördliche Mexico bis in die Staaten.



Mittwoch, 10. Juni 2015

San Cristóbal de las Casas



Das Herz von Chiapas, San Cristóbal de las Casas ist genauso malerisch und liebreizend, wie man es zu hören bekommt. Eine der wenigen Orte, der selbst den höchsten Erwartungen standhält und sie sogar noch übertrifft. 
130.000 Einwohner hat diese Kleinstadt und kommt einem doch vor wie ein Dorf, mit seinen kleinen Straßen und Gassen, dem schönen Markt, wo man sehr günstig mexikanisches Kunsthandwerk erstehen kann, und seinen bunten Häusern, kleinen Boutiquen und Cafés. Diese Stadt zieht viele Künstler und Musiker an, nicht nur auf Seite der Traveller auch viele mexikanische Touristen finden den Weg ins Hochland. Die Stadt strahlt einen gewissen Hippieflair aus. Nicht im Sinne von Grasgeruch und Reggeamusik überall, sondern von Kreativität, Easy-going-Lifestyle und umweltbewusstem Denken und Lebensweise. Es gibt hier viele organische und Bio-Lebensmittelläden, Restaurants und Cafés. 
Es gibt nur zwei Dinge, die mich an San Cristóbal gestört haben, das Wetter, und die Kindverkäufer. Man befindet sich nun mal in den Bergen und das heißt: Kälte! Ohne lange Hose und Jacke geht hier gar nichts. Und des weiteren, sind es die Kinder die hier einem hinterher laufen und versuchen Sachen zu verkaufen, sehr anhänglich und aufdringlich und mit so süßen Gesichtern, dass es einem sehr schwer fällt, nein zu sagen. Ich glaube nicht, dass die Kinder je in die Schule gehen, man sieht sie von früh bis spät in jedem Alter. Es war schon ein wenig traurig mit anzusehen, dass habe ich in ganz Zentralamerika nirgendwo erlebt.
Trotz alledem hat man hier nicht das Gefühl an einem touristischen Ort gelandet zu sein, die Stadt hat seine Authentizität und sein koloniales Flair nicht verloren und man ist als blondes Mädchen auch ein recht beliebtes Fotomotiv. Damit könnte man glatt Geld verdienen, wirklich sehr lustig.
3 Tage haben wir damit verbracht durch die kleinen Gassen zu laufen, die Kirchen anzuschauen und auf dem Markt zu feilschen. Sollte es jemand mal nach Mexiko schaffen und an traditionellem Kunsthandwerk interessiert sein, dann ist San Cristóbal die beste Adresse dafür. Sehr sehr schön und preiswert, bei weitem nicht so touristisch-kitschig und überteuert wie man es in Yucatan findet. Und auch die Menschen sind alle sehr freundlich und rücksichtsvoll hier. Man achtet auf die Ampeln, auf rechts-vor-links und auf die Fußgänger, sehr ungewohnt, wenn man davor 5 Monate in Zentralamerika verbracht hat und über die Straßen hechtend den Autos ausweicht.
San Cristóbal war die letzte Station die ich mit Carina bereist habe, dann hieß es Abschied nehmen. Für sie ging es weiter nach Guatemala und für mich nach Oaxaca, eine weitere Kolonialstadt im Hochland, berühmt für seine kulinarischen Spezialitäten.















Dienstag, 9. Juni 2015

Palenque




Um sieben Uhr morgens sind wir in Palenque angekommen, etwas übermüdet und ziemlich durchgefroren. Nachdem wir uns mit Frühstück und Kaffee versorgt hatten, sind wir in den nächsten Bus, der uns zu den Ruinen von Palenque brachte.
Im Gegensatz zu Tulum und Chichen Itza befinden sich diese Ruinen mitten im Urwald von Mexiko. Man geht einen kleinen unscheinbaren Pfad entlang der sich plötzlich öffnet, und man vor den ersten Ruinen steht, umwerfend! Palenque hat definitiv meine Lieblingsruinen, mit dem Wald im Hintergrund, dem Gebrüll der Affen und dem Schreien der Papageien kann man sich richtig vorstellen, wie die Maya hier früher gelebt haben. Zudem schwirren lauter kleine Kolibris zwischen den fremdartigen Blüten herum, und scheuchen die Schmetterlinge auf.
Einige Ruinenkomplexe kann man auch betreten und bekommt so ein noch besseres Bild vom Leben der Maya und der Struktur ihrer Häuser und Pyramiden. Vieles ist erstaunlich gut erhalten, selbst die meisten der Reliefs kann man noch erkennen.
Da wir schon so früh angekommen sind, war es nicht überfüllt und auch noch nicht so heiß, aber es wurde doch immer anstrengender die ganze Zeit Treppen hinauf und hinunter zu laufen.
So gegen Mittag sind wir dann schließlich auf einen anderen Pfad, der uns in den Dschungel brachte, zu zwei Wasserfällen. In einem konnte man baden und sogar durch das Wasser hindurch in eine winzige Tropfsteinhöhle tauchen mit sehr schönen Stalaktiten.
Anschließend haben wir uns noch ein wenig in der Stadt umgesehen, diese ist allerdings nicht sehr spektakulär, sehr betriebsam und mit wenig Flair.
Am selben Tag haben wir uns auf den Weg ins mexikanische Hochland, nach San Cristobal de las Casas gemacht, natürlich(!) mal wieder in einem viel zu kalten Nachtbus.
Selbst die Einheimischen kommen mit Mützen und Decken, und anstatt das man die Klimaanlage einfach mal runter dreht und Energie spart, lachen die Busfahrer immer nur. Sie sind auch die einzigen, denen nicht kalt zu sein scheint. Wahrscheinlich kommt einfach nicht viel Kälte hinter der Abgrenzung zum übrigen Bus an.







Chichen Itza und Merida




Des weiteren standen die berühmten Maya-Ruinen von Chichen Itza und Palenque auf dem Programm. Wir hatten von einer Lightshow gehört, die am Mittwoch in Chichen Itza stattfinden sollte und zudem nichts kostet. Bei der Touristeninformation erfuhren wir dann allerdings, dass nur bestimmte Hotels die Tickets dafür hätten und diese auch nur an deren Gäste weitergeben, und unser Hostel stand leider nicht auf der Liste. Aber wir befinden uns ja in Mexiko und beschlossen unser Glück zu versuchen, mit blond, weiß und ausländisch kann man hier schließlich einiges erreichen!
Wir haben dann auch tatsächlich einen Kontrolleur gefunden, der uns allerdings 2 Tickets für 200 Pesos verkaufen wollte. Das fanden wir doch ziemlich viel, zumal die Show ja eigentlich umsonst ist, und wir konnten ihn auf 150 runter verhandeln. Immer noch viel, aber wir waren ja schon da und tagsüber kostet der Eintritt zu den Ruinen 220 Pesos.
Die Lightshow hat sich auch wirklich gelohnt! Am Anfang wurden die Hauptpyramide und die umliegenden Ruinen mit verschieden Farben beleuchtet und man hatte 40 Minuten Zeit sich alles anzuschauen, bevor man zur großen Hauptpyramide zurückgekehrt ist.
Hier wurde dann die Geschichte der Maya auf die Pyramide produziert. Es war sehr ansprechend gestaltet und mit schöner Musik und Geräuschen unterlegt, damit auch die Touristen, die kein Spanisch verstehen, die Geschichten einigermaßen verstehen können. Man hört zwar immer wieder wie imposant und beeindruckend Chichen Itza ist, aber so richtig versteht es man doch erst, wenn man selbst da ist. Ich kann nur wiederholen, diese Ruinen sind wirklich beeindruckend! Vor allem, wenn man sich überlegt, dass alles per Hand gebaut wurde.







Da wir einen Großteil der Pyramiden in der Nacht anschauen konnten, haben wir uns entschlossen Chichen Itza nicht mehr am Tag zu besuchen, sondern sind am nächsten Tag weiter nach Merida, der Hauptstadt Yucatans. Diese Stadt meinte es nicht gut mit uns. Die Bankautomaten haben unsere Kreditkarten nicht akzeptiert, wir haben nur unfreundliche und rücksichtslose Menschen getroffen, das Busticket nach Palenque gab es nur für 600 Pesos in erster Klasse und zudem mussten wir 8 Stunden warten. Die Restaurants waren alle zu und die Essensstände haben so übel nach Fett gerochen, dass wir lieber gar nichts gegessen haben. Und zu allem Überfluss ist Carinas Rucksack-schnalle an der Hüfte gerissen, sodass sie das ganze Gewicht nun auf ihren Schultern tragen musste. Trotz allem haben wir es irgendwie geschafft, unsere gute Laune zu behalten und wir haben uns dann einfach in einen Beautysalon/Kiosk/Friseurladen gesetzt, wo Carina eine Pediküre für 80 Pesos bekommen hat, und wir hatten unseren Spaß zu sehen, wie merkwürdig das hier gehandhabt wird. Zwischendurch kam ein Künstler, der gefragt hat, ob er uns zeichnen dürfte. Der war dann allerdings so nervös, dass seine Hand nur gezittert hat, und hat sich mit einigen Ausreden, dann auch ganz schnell wieder vom Acker gemacht, sehr lustig.
Am Busbahnhof dann eine weitere merkwürdige Begegnung: der Fensterputzer hatte geschlagene zwei Stunden nichts besseres zu tun, als und die ganze Zeit durch die Scheibe anzustarren. Da konnte man zurück starren, böse gucken, den Kopf schütteln, hat alles nichts gebracht. Wir waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon so durch mit dieser Stadt, dass wir alles mit Humor genommen haben, und eigentlich nur noch am lachen waren, bis wir endlich in den viel zu kalten Bus nach Palenque gestiegen sind.