Bocas del Toro
Wenn die Leute von Bocas del Toro sprechen, meinen sie eigentlich die Isla Colon, Bocas del Toro ist lediglich die Provinz, in der diese sich befindet. Doch die Hauptstadt der Isla Colon heißt ebenfalls Bocas del Toro, und um beides nicht zu verwechseln, was natürlich trotzdem ständig passiert, wird die Stadt von einigen einfach Isla Boca genannt. Ich bin am morgen so gegen 5:00 in Almirante angekommen, ein ziemlich heruntergekommenes Fischerdörfchen, von dem aus man mit dem Wassertaxi nach Bocas gelangt. Kaum steigt man aus dem Bus, wird man sofort von viel zu vielen Menschen umringt, die einen erstmal in das nächstbeste Taxi verfrachten, natürlich total überteuert, welches einen dann zum Bootssteg bringt. Hier muss man erst mal seinen Pass vorzeigen um ein Ticket zu bekommen, wieso sie das wollen, verstehe ich auch nicht, sehr nervig das ganze, vor allem nach 8 Stunden im Nachtbus bei frostigen Temperaturen von 17-19°C.
Im Hostel sind wir dann so gegen 6:00 angekommen und konnten uns zum Glück erstmal ins Bett legen. obwohl Check-In erst um 11:30 ist, und dazu gabs noch leckere Pfannkuchen zum Frühstück, der Tag ist gerettet!
Bocas (und damit meine ich die Stadt) ist ein süßes kleines Städtchen mit vielen bunten Häusern, noch mehr kitschigen Touristenläden und liegt direkt am Wasser. Ins Meer gehen kann man hier allerdings nicht, es gibt keinen Strand und das Seegras am Ufer steht unter Naturschutz. Verlässt man die zwei großen Touristenstraßen, kommt man in die eigentliche Stadt, die deutlich heruntergekommener ist, als das, was die Touristen normalerweise zu sehen bekommen, aber nicht weniger authentisch.
Mein persönliches Highlight war die Oreba-Chocolate-Tour die ich gebucht habe. Dafür gings erstmal wieder aufs Festland und danach mit dem Truck in das Dorf der Ngöbe-Indianer. Ich hatte ja gedacht, dass es nichts schlimmeres gibt, als einen Berg hinaufzugehen, dessen Weg aus Geröll und Sand besteht, da hatte ich mich allerdings geirrt. Denn der Weg zu den Plantagen war schlammig und steil, wir waren zu viert und alle äußerst froh über die Walking Sticks die man uns gegeben hatte. Die Tage meiner weißen Schuhe waren danach allerdings gezählt. Zwischendurch wurden uns verschiedene Früchte gezeigt, wie Starfruits und Breadfruits und natürlich Bananen, die dürfen hier nicht fehlen. Auf den Plantagen der Ngöbe gibt es viele Fruchtbäume, denn die Tiere essen lieber die, als die Kakaofrüchte, wo sie länger brauchen um an den Saft zu kommen, denn hier läuft alles ohne Chemie und Pestizide. Hier wachsen 60 verschiedene Arten von Kakaobohnen, und seit vor 30 Jahren eine Krankheit aus Kolumbien eingeschleppt wurde, verlieren sie jährlich einen großen Teil ihrer Ernte. Aber uns wurde auch erzählt, dass die Krankheit schon weniger geworden ist, alles eine Frage der Zeit und der rechtzeitigen Abholzens der Kakaobäume, wenn diese keine Früchte sondern nur noch Blüten tragen.
Anschließend wurde uns gezeigt wie man mit Hand Kakaobohnen röstet, wir durften sie ungeröstet und geröstet probieren, beides ausgesprochen lecker! Danach wurden die frisch gerösteten Bohnen zermahlt, dabei entsteht so eine Art Schokopampfe, nur wenn die Bohnen kalt sind und gemahlen werden, entsteht daraus Kakopulver. Mit viel Spaß durfen wir uns selber am Mahlen ausprobieren und das Ergebnis probieren, welches noch bitterer war als die Bohnen. Zum Vergleich gabs danach eine Probe von 90% Schokopampfe, es ist wirlich erstaunlich, was diese 10% für einen Unterschied gemacht haben!
Zum Abschluss gabs dann noch ein leckeres traditionelles Mittagessen mit Huhn, Breadfruit und einer Pflanze, deren Name ich vergessen habe, hat aber alles sehr gut geschmeckt. Und das beste daran, einer der größten Käufer der Kakaobohnen der Ngöbe-Gemeinde ist Lindt! Wer hätte das gedacht, jetzt weiß ich auch, warum deren Schokolade so gut geschmeckt, und außerdem, dass zumindest bis zum Rösten der Bohnen alles ohne Chemie läuft, da freut man sich doch direkt auf nächstes Nikolaus!
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