Von Nepal nach Indien
Auf meiner Reise von Nepal nach Indien
ist so viel passiert, dass ich mir dachte, dass das einen eigenen
Blogeintrag wert ist.
Am letzten Tag meines Visum für
Nepal hab ich mich schweren Herzens in den Bus zur indischen Grenze
gesetzt, ein oder zwei Tränen ließen sich nicht abhalten und ich
vermisste Nepal augenblicklich. Der eigentliche Plan war einen Bus von
Kathmandu nach Varanasi in Indien zu buchen, aber wegen politischer
Streitigkeiten war das nicht möglich. Indien hat die Grenzen zu
Nepal geschlossen und alle Benzin und Erdölexporte eingestellt.
Folglich war es mir nur möglich einen Bus zur Grenze zu bekommen und
dann in der Grenzstadt zu sehen, welche Busse sich finden lassen. Der
Plan ist möglichst schnell in den Süden zu kommen, da ich in 9
Tagen einen Flug zu erwischen habe.
13 Stunden braucht man von Kathmandu
zur Grenze. Mit klarem blauem Himmel und Sonnenschein ging es durch
Nepals Traumlandschaften, um mir den Abschied so schwer wie möglich
zu machen. Eine Stunde bevor wir an der Grenze ankamen konnte man
schon die LKWs und Busse stehen sehen, die wegen der Streitigkeiten
nicht die Grenze überqueren durften und nun da warteten, das war
aber auch das einzig spannende an der Grenzüberquerung. Der Rest
verlief ziemlich reibungslos und ohne Kontrollen, alles sehr
Laissez-faire.
Der Grenzbeamte war so freundlich und
hat mir erklärt, wie ich auf dem schnellstenWeg in den Süden komme
und so ging es für mich in den nächsten Bus von der indischen
Grenze zur Zugstation in Gorakphur. Busfahrten sind immer wieder ein
Erlebnis, vor allem nachts. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, das
heißt mit haarscharfen Kurven wird allen Kühen, Rikscha- und
Fahrradfahrern sowie Fußgängern ausgewichen, die man erst in
letzter Sekunde sieht und diese Achterbahnfahrt wird untermalt von
konstantem Gehupe. Jeder Bus hier hat eine andere Hupe und es wird um
die Nervigste und Lauteste gewetteifert. Zum Schlafen kommt man dabei
definitiv nicht. Vier Stunden später sind wir am Bahnhof angekommen
und da es schon dunkel ist, ist dieser übervölkert von schlafenden
und nicht-schlafenden Indern umwölkt von Urin- und Fäkaliengeruch.
In Indien ein Zugticket zu bekommen ist
eine echte Herausforderung. Das Englisch ist wenig oder gar nicht
vorhanden und die Informationen variieren von Person zu Person, aber
alle sind überzeugt die Richtige zu haben. Zudem gibt es zwei
verschiedene Schlangen, die für Frauen und die für Männer. Da aber
die Männer die Tickets für die Frauen bezahlen, stehen diese auch
am Frauenschalter woraufhin es unmöglich ist zu erkennen, welche
jetzt für welches Geschlecht ist, das findet man dann erst heraus,
wenn man eine halbe Stunde später endlich mit dem Beamten reden
kann. Ich wusste nichts über indische Züge, und als man mir sagte,
dass nur noch 3. Klasse verfügbar ist, habe ich mir eben dieses
Ticket geholt und damit eine der unvergesslichsten Erlebnisse meiner
Reise. Reisen in 3. Klasse heißt das Menschen, hauptsächlich
Männer, neben, unter und über dir sitzen/schlafen/stehen während
sich Musikanten, Schlangentänzer, Essensverkäufer und Ladyboys zu
jeder Tag- und Nachtzeit lautstark einen Weg durch die Menge bahnen
und sehr beharrlich nach Geld fragen und man währenddessen noch
versucht einen Auge auf sein Gepäck zu behalten. Ich war das einzige
Mädchen und die einzige Weiße und hatte Glück, dass mich eine
Gruppe Inder aufgenommen hat und mir einen Platz auf der Bank
angeboten haben, ich muss ziemlich überfordert ausgesehen haben. Sie
haben für mich übersetzt und auch dafür gesorgt, dass einer der
Zugschaffner ein Auge auf mich hat, als sie ausgestiegen sind. Es war
schon lustig, aber nach 50 Stunden sitzen und schlafen eingequetscht
zwischen 10 anderen, mindestens 40 Fotos mit allen möglichen Menschen
und ohne Dusche oder Ventilator war ich wirklich froh in Bangalore
angekommen zu sein. Als ich dann noch herausgefunden habe, dass es
Eimerduschen am Bahnhof gibt- wow, ich war im Himmel! In Bangalore
habe ich den Tag mit 3 sehr lustigen Indern verbracht, die ich dort
kennengelernt habe und bin dann in der Nacht weiter nach Hampi
gefahren.
Nach 68 Stunden in Bussen und Zügen,
24 verbrachten Stunden an Bahnhöfen, 4 Nächten ohne Bett, viel zu
viel zuckersüßer Chai und Samosas zum Frühstück und Abendessen
bin ich fix und fertig, sehe aus wie einem Horrorfilm entsprungen
aber ich habe es endlich ENDLICH nach Hampi geschafft!
„Unbeschreibliches Indien“
beschreibt dieses Land äußerst treffend.


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