Utila #2 oder vom Abschiednehmen
Während ich diesen
Blogeintrag schreibe, sitze ich in einem Segelboot, dass seit 7
Stunden auf dem Meer ist und mich nach Guatemala bringen wird. Ein
neues Abenteuer, ein neuer Reiseabschnitt hat begonnen und trotz
aufkeimender Aufregung und Neugier auf die neuen Orte die ich sehen
werde, bin ich schon wieder am weinen. Utila my love, I miss you so
much.
Die letzten zweieinhalb
Monate haben mich persönlich sehr viel weiter gebracht, wie viel
mehr als ich im Moment sagen kann, das wird sich zeigen, sobald ich
an neuen Orten angekommen bin und neue Menschen kennenlerne.
Ich habe hier Freunde fürs
Leben gefunden, wir haben hier so viel Freude geteilt und Abenteuer
erlebt, dass es sich wie ein oder zwei Jahre anfühlt. Und auch wenn
ich viele für sehr lange Zeit nicht mehr wiedersehen werde, andere
vielleicht nie wieder- die geschlossenen Freundschaften werden
bleiben, denn das ist das Großartige an der Backpackercommunity: sie
ist immer für dich da, und ich bin mir sicher, dass ich viele
wiedersehen werde, denn das Leben ist lang, die Welt ist klein und
wir sind alle miteinander reisesüchtig.
Utila hat mich aus meiner
kleinen Muschel herausgeholt in die ich mich eingekrochen habe, denn
für Traveller bin ich nun mal ein schüchterner Mensch und sie hat
mich sehr viel selbstbewusster und verantwortungsbewusster gemacht,
mir aber gleichzeitig auch gezeigt wie jung ich bin, dass ich
defintiv die richtige Entscheidung getroffen habe reisen zu gehen,
und dass das Alter im Leben keine Rolle spielt. Wir sind hier eine
Familie mit Menschen allen Alters von 16 bis 55, wir waren zusammen
feiern, tauchen, Sonnenuntergänge anschauen, arbeiten, essen und
einfach du selbst sein. Denn das ist was das reisen mit dir macht,
man hat hier keine Zeit jemand anderes zu sein, dafür reicht die
Zeit nicht aus, man ist man selbst und wenn man es nicht ist, dass
wird man es, denn das Reisen wird aus einem herausholen ob man will
oder nicht, mit all den schönen und unschönen Wahrheiten und manche
aufgeschobenen und unangenehmen Dinge habe ich hier erledigen müssen
und sie haben mich so viel weitergebracht.
Ich hatte hier meine erste
eigenen Wohnung mit Mitbewohnern und festgestellt, dass ich
eigentlich ein ziemlicher ordentlicher Mensch bin, worüber
wahrscheinlich jeder in Deutschland erst mal herzlich lachen wird,
aber ihr dürft mir ruhig glauben, der deutsche Ordnungswahn steckt
doch in mir, wenn auch etwas verborgener.
Ich bin hierhergekommen um
das tauchen zu lernen, und habe als Divemaster die Insel wieder
verlassen, die erste professionelle Stufe des Tauchens, mit dem ich
tatsächlich schon arbeiten kann, auch wenn man dabei bei weitem
nicht so viel verdient wie die Instructors.
Meine Graduationparty war
großartig, wir hatten das Motto Piraten gewählt und alle haben sich
wirklich Mühe gegeben und es wurde gefeiert was das Zeug hält und
ja auch ich musste den Schnorcheltest bestehen. Der Schnorcheltest
besteht darin, dass man eine Maske aufgesetzt bekommt, die mit Bier
gefüllt wird, welches man durch die Nase schniefen muss um die Maske
zu leeren.
Eran, bei dem ich meinen
Open Water und Advanced genacht habe, fand es allerdings lustig Rum
gemixt mit Tabasco in meine Maske zu geben, da für Deutsche Bier ja
keine Herausforderung darstellt (haha!), ich habe es also ganze 2
Sekunden ausgehalten dann hat alles gebrannt und ich habe ihm den
Inhalt der Maske übergeschüttet, ihr seht wir hatten alle unseren
Spaß!
Ich habe jetzt 70
eingetragene Tauchgänge und das letzte Mal war ich tauchen vor 3
Tagen, und man wird es nicht glauben aber es fehlt mir jetzt schon so
unglaublich!! Dass ich jetzt für jeden einzelnen Tauchgang bezahlen
muss, scheint mir total lächerlich, aber leider ist es so und ich
habe mir ein teures Hobby ausgesucht. Aber sobald ich damit arbeite,
kann ich wieder viel tauchen und darauf freue ich mich jetzt schon.
Eigentlich ist nicht viel
neues passiert, seit meinem letzten Blogeintrag, wir waren tauchen,
feiern, ich habe gearbeitet und ein wenig die Insel erkundet, und
doch war für mich dieser zweite Monat ausschlaggebend, denn die
Freundschaften hier haben sich sehr vertieft und ich habe nun
großartige Freunde über die Welt verstreut.
Ich weiß, dass ich die
richtige Entscheidung getroffen habe, die Insel zu verlassen, auch
wenn es mir so unglaublich schwer viel, ich habe bestimmt 2 Stunden
geweint bis zur Abfahrt und mehr Umarmungen bekommen als die letzten
zwei Monate zusammen. Aber ich weiß auch, dass so gut wie jeder mit
dem ich angefangen habe oder der eine Rolle in meinem Utilaleben
gespielt hat in spätestens 6 Tagen weg ist. Pikachu, meine beste
Freundin ist schon weg, und ich werde sie hoffentlich in zwei Tagen
in Belize treffen. Mike und Jack (England) werden am Wochenende
fahren und weiter Zentralamerika bereisen, Merlin fliegt am
Wochenende nach Hause, Eran wird Montag weiterreisen, Kate , Gemma
und Sara fahren Dienstag weiter nach Nicaragua und Dave und Brian
sind auch nur noch bis Ende des Monats da, bis es auch für sie nach
Hause geht. Und auch Sergio, wird nicht mehr lange da
bleiben. Mit jedem Schwung neuer Menschen ändert sich der Vibe
Utilas und unserer ist nahezu zu Ende. Einerseits bin ich froh, als
einer der ersten zu fahren, da alle meine Freunde noch da waren und
wir einen sehr schönen letzten Abend hatten, andererseits kann ich
mir vorstellen, dass es einem leichter fällt zu fahren wenn alle
Freunde schon weg sind, aber das kann genauso gut auch eine Illusion
sein, und man ist dann einfach nur alleine traurig ohne jemanden zum
trösten.
Morgen früh so zwischen 8
und 9 Uhr morgens werden wir in Livingston ankommen und für mich
wird es dann gleich weiter nach Belize gehen, wo ich dann hoffentlich
Pikachu treffe, und danach geht es zügig weiter nach Mexiko,
vielleicht wird Pikachu mich begleiten, wir werden sehen, es würde
mich auf jeden Fall freuen. Ich freue mich schon, wieder am Festland
zu sein, denn ich merke, dass ich neue Menschen brauche, denen ich
erzählen kann, wie es mir auf Utila gegangen ist und wir sehr die
Insel mich festgehalten hat, und ich brauche deren Erfahrungen von
solchen Orten. Neue Menschen, neue Abenteuer, neue Geschichten und
neue Stimmen, ja sobald ich die hören kann, werde ich hoffentlich
aufhören traurig zu sein, obwohl ich doch
ganz klar weiß, dass es an der Zeit war zu gehen. 100% Travellerblues!
Denn genauso habe ich mich
auch gefühlt, als ich Deutschland verlassen habe, und ich wusste
schon beim Anflug auf Panama Stadt, dass es die richtige Entscheidung
war, und jeder neue Reisetag beweist es mir seitdem aufs neue.
Genauso wird es mir auch gehen, wenn ich Livingston sehen kann, da
bin ich mir sicher, doch im Moment sehe ich nur das Meer um mich
herum und auch wenn mir das Gefühl zu segeln gefällt (und ich bin
nicht seekrank, yeah!!), so merke ich doch auch, dass es guttut in
Bussen zu fahren, wo die ganze Zeit neue Eindrücke an einem
vorbeirauschen und man mit Leuten plaudern kann. Zu allem Überfluss
hat mein Kindle natürlich genau jetzt beschlossen einen
Displayhänger zu haben, der einfach nicht verschwinden will.
Hoffentlich ändert sich das, sobald es keinen Akku mehr hat, ich
habe wirklich keine Lust mir einen neuen kaufen zu müssen.
Pyjamaparty auf der Veranda
Keeping Pumkinhillbeach clean!
wenn man nach 2h Schlaf um 7:00 Uhr von einer stehenden Kapelle aufgeweckt wird...
beautiful northside of Utila
freshwater caves
hard time leaving on the sailboat
direction: new adventure!



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