Freitag, 22. Mai 2015

Utila #2 oder vom Abschiednehmen




Während ich diesen Blogeintrag schreibe, sitze ich in einem Segelboot, dass seit 7 Stunden auf dem Meer ist und mich nach Guatemala bringen wird. Ein neues Abenteuer, ein neuer Reiseabschnitt hat begonnen und trotz aufkeimender Aufregung und Neugier auf die neuen Orte die ich sehen werde, bin ich schon wieder am weinen. Utila my love, I miss you so much.
Die letzten zweieinhalb Monate haben mich persönlich sehr viel weiter gebracht, wie viel mehr als ich im Moment sagen kann, das wird sich zeigen, sobald ich an neuen Orten angekommen bin und neue Menschen kennenlerne.
Ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden, wir haben hier so viel Freude geteilt und Abenteuer erlebt, dass es sich wie ein oder zwei Jahre anfühlt. Und auch wenn ich viele für sehr lange Zeit nicht mehr wiedersehen werde, andere vielleicht nie wieder- die geschlossenen Freundschaften werden bleiben, denn das ist das Großartige an der Backpackercommunity: sie ist immer für dich da, und ich bin mir sicher, dass ich viele wiedersehen werde, denn das Leben ist lang, die Welt ist klein und wir sind alle miteinander reisesüchtig.
Utila hat mich aus meiner kleinen Muschel herausgeholt in die ich mich eingekrochen habe, denn für Traveller bin ich nun mal ein schüchterner Mensch und sie hat mich sehr viel selbstbewusster und verantwortungsbewusster gemacht, mir aber gleichzeitig auch gezeigt wie jung ich bin, dass ich defintiv die richtige Entscheidung getroffen habe reisen zu gehen, und dass das Alter im Leben keine Rolle spielt. Wir sind hier eine Familie mit Menschen allen Alters von 16 bis 55, wir waren zusammen feiern, tauchen, Sonnenuntergänge anschauen, arbeiten, essen und einfach du selbst sein. Denn das ist was das reisen mit dir macht, man hat hier keine Zeit jemand anderes zu sein, dafür reicht die Zeit nicht aus, man ist man selbst und wenn man es nicht ist, dass wird man es, denn das Reisen wird aus einem herausholen ob man will oder nicht, mit all den schönen und unschönen Wahrheiten und manche aufgeschobenen und unangenehmen Dinge habe ich hier erledigen müssen und sie haben mich so viel weitergebracht.
Ich hatte hier meine erste eigenen Wohnung mit Mitbewohnern und festgestellt, dass ich eigentlich ein ziemlicher ordentlicher Mensch bin, worüber wahrscheinlich jeder in Deutschland erst mal herzlich lachen wird, aber ihr dürft mir ruhig glauben, der deutsche Ordnungswahn steckt doch in mir, wenn auch etwas verborgener.
Ich bin hierhergekommen um das tauchen zu lernen, und habe als Divemaster die Insel wieder verlassen, die erste professionelle Stufe des Tauchens, mit dem ich tatsächlich schon arbeiten kann, auch wenn man dabei bei weitem nicht so viel verdient wie die Instructors.
Meine Graduationparty war großartig, wir hatten das Motto Piraten gewählt und alle haben sich wirklich Mühe gegeben und es wurde gefeiert was das Zeug hält und ja auch ich musste den Schnorcheltest bestehen. Der Schnorcheltest besteht darin, dass man eine Maske aufgesetzt bekommt, die mit Bier gefüllt wird, welches man durch die Nase schniefen muss um die Maske zu leeren.
Eran, bei dem ich meinen Open Water und Advanced genacht habe, fand es allerdings lustig Rum gemixt mit Tabasco in meine Maske zu geben, da für Deutsche Bier ja keine Herausforderung darstellt (haha!), ich habe es also ganze 2 Sekunden ausgehalten dann hat alles gebrannt und ich habe ihm den Inhalt der Maske übergeschüttet, ihr seht wir hatten alle unseren Spaß!






Ich habe jetzt 70 eingetragene Tauchgänge und das letzte Mal war ich tauchen vor 3 Tagen, und man wird es nicht glauben aber es fehlt mir jetzt schon so unglaublich!! Dass ich jetzt für jeden einzelnen Tauchgang bezahlen muss, scheint mir total lächerlich, aber leider ist es so und ich habe mir ein teures Hobby ausgesucht. Aber sobald ich damit arbeite, kann ich wieder viel tauchen und darauf freue ich mich jetzt schon.
Eigentlich ist nicht viel neues passiert, seit meinem letzten Blogeintrag, wir waren tauchen, feiern, ich habe gearbeitet und ein wenig die Insel erkundet, und doch war für mich dieser zweite Monat ausschlaggebend, denn die Freundschaften hier haben sich sehr vertieft und ich habe nun großartige Freunde über die Welt verstreut.
Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, die Insel zu verlassen, auch wenn es mir so unglaublich schwer viel, ich habe bestimmt 2 Stunden geweint bis zur Abfahrt und mehr Umarmungen bekommen als die letzten zwei Monate zusammen. Aber ich weiß auch, dass so gut wie jeder mit dem ich angefangen habe oder der eine Rolle in meinem Utilaleben gespielt hat in spätestens 6 Tagen weg ist. Pikachu, meine beste Freundin ist schon weg, und ich werde sie hoffentlich in zwei Tagen in Belize treffen. Mike und Jack (England) werden am Wochenende fahren und weiter Zentralamerika bereisen, Merlin fliegt am Wochenende nach Hause, Eran wird Montag weiterreisen, Kate , Gemma und Sara fahren Dienstag weiter nach Nicaragua und Dave und Brian sind auch nur noch bis Ende des Monats da, bis es auch für sie nach Hause geht. Und auch Sergio, wird nicht mehr lange da bleiben. Mit jedem Schwung neuer Menschen ändert sich der Vibe Utilas und unserer ist nahezu zu Ende. Einerseits bin ich froh, als einer der ersten zu fahren, da alle meine Freunde noch da waren und wir einen sehr schönen letzten Abend hatten, andererseits kann ich mir vorstellen, dass es einem leichter fällt zu fahren wenn alle Freunde schon weg sind, aber das kann genauso gut auch eine Illusion sein, und man ist dann einfach nur alleine traurig ohne jemanden zum trösten.
Morgen früh so zwischen 8 und 9 Uhr morgens werden wir in Livingston ankommen und für mich wird es dann gleich weiter nach Belize gehen, wo ich dann hoffentlich Pikachu treffe, und danach geht es zügig weiter nach Mexiko, vielleicht wird Pikachu mich begleiten, wir werden sehen, es würde mich auf jeden Fall freuen. Ich freue mich schon, wieder am Festland zu sein, denn ich merke, dass ich neue Menschen brauche, denen ich erzählen kann, wie es mir auf Utila gegangen ist und wir sehr die Insel mich festgehalten hat, und ich brauche deren Erfahrungen von solchen Orten. Neue Menschen, neue Abenteuer, neue Geschichten und neue Stimmen, ja sobald ich die hören kann, werde ich hoffentlich aufhören traurig zu sein, obwohl ich doch ganz klar weiß, dass es an der Zeit war zu gehen. 100% Travellerblues!
Denn genauso habe ich mich auch gefühlt, als ich Deutschland verlassen habe, und ich wusste schon beim Anflug auf Panama Stadt, dass es die richtige Entscheidung war, und jeder neue Reisetag beweist es mir seitdem aufs neue. Genauso wird es mir auch gehen, wenn ich Livingston sehen kann, da bin ich mir sicher, doch im Moment sehe ich nur das Meer um mich herum und auch wenn mir das Gefühl zu segeln gefällt (und ich bin nicht seekrank, yeah!!), so merke ich doch auch, dass es guttut in Bussen zu fahren, wo die ganze Zeit neue Eindrücke an einem vorbeirauschen und man mit Leuten plaudern kann. Zu allem Überfluss hat mein Kindle natürlich genau jetzt beschlossen einen Displayhänger zu haben, der einfach nicht verschwinden will. Hoffentlich ändert sich das, sobald es keinen Akku mehr hat, ich habe wirklich keine Lust mir einen neuen kaufen zu müssen. 

 Pyjamaparty auf der Veranda

 Keeping Pumkinhillbeach clean!


 wenn man nach 2h Schlaf um 7:00 Uhr von einer stehenden Kapelle aufgeweckt wird...

 beautiful northside of Utila



 freshwater caves



 hard time leaving on the sailboat


 direction: new adventure!

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