Montag, 21. Dezember 2015

Sikkim




Nach den Andamanen ging es für mich weiter nach Sikkim mit einem Stopover in Kolkata und einem weiteren in Silighuri. Kolkata hat mich ziemlich viele Nerven gekostet, die Busfahrt von Kolkata nach Silighuri noch mehr, und Silighuri stinkt einfach nur. Wobei ich hinzufügen muss, dass Kolkata wahrscheinlich recht schön sein kann, wenn man Zeit hat und nicht gestresst Dokumente besorgen muss.
Sofort bei Grenzübertritt bemerkt man den Unterschied zwischen Sikkim und Indien. Sikkim ist ein indischer Winzstaat eingequetscht zwischen Nepal und Bhutan im Himalaya und bevor Sikkim sich Indien anschloss, war es ein eigenes Königreich mit eigener Sprache, Sikkimese gesprochen. Sikkim ist sauber, die Menschen respektvoll und höflich und meistens stolz aus Sikkim zu kommen. 
Der mentale Unterschied zwischen Indern und Sikkimesen ist so groß, dass viele beleidigt sind, wenn man sie Inder nennt und die meisten sehen auch eher mongolisch anstatt indisch aus und gegessen wird eher nach nepalesischen und sikkimesischen Traditionnen. 
Nach drei Wochen in Indien war ich wirklich glücklich nach Sikkim zu kommen. Das ganze Gestarre, die Respektlosigkeit und Unfreundlichkeit hat mich auf Dauer ziemlich genervt, und das Gespucke. Ein echt Phänomen, mit welcher Leidenschaft hier überall gespuckt wird, möglichst laut und möglichst viel, richtig eklig. Mit dem ganzem Schmutz, Ratten, Kakerlaken, die nicht vorhandene Hygiene, damit komme ich schon klar, aber die Menschen sind oft gewöhnungsbedürftig. Ich habe enin paar unglaubliche nette und herzliche Inder kennengelernt, aber die meisten haben sich einfach als egoistisch, sexistisch und geldgierig herausgestellt.
Indien ist eine Hassliebe, und sehr anstrengend, wenn man alleine als Frau unterwegs ist, in der Gruppe ist alles leichter und angenehmer.
In Sikkim hingegen fühlt man sich wieder menschlich und nicht nur aufs Äußere und auf das westliche Klischee reduziert. 
Dass ich mit meinem Freund bei seiner Familie lebe, hat natürlich wesentlich dazu beigetragen, Sikkim lieben zu lernen. Es gibt nichts besseres um eine Kultur kennen zu lernen, als mit den Einheimischen zu leben und Zeit zu verbringen. Wir leben in Namchi, der Hauptstadt Südsikkims einer Kleinstadt mit gerade mal 1200 Einwohnern im Himalaya. Ich habe schon so viele tolle Menschen kennengelernt, war auch in Singtam und Gangtok, der Hauptstadt Sikkims, und lerne jeden Tag etwas neues. Wir kochen und backen zusammen, ich habe gelernt, wie man traditionellen Chia (Tee) zubereitet, neue Traditionen und Gebräuche und auch einige nepalesische Wörter. Es gibt hier keine Heizungen, deswegen sitzt man abends meistens draußen am Feuer oder nimmt ein kleines Feuer mit ins Zimmer. Wenn man Fleisch essen möchte, wird das Fleisch firsch am Markt gekauft oder selber geschlachtet und es wird auch alles verwendet. Aus den Knorpeln und Knochen wird Suppe gekocht, die Innereien und abgekochten Knochen werden den Hunden oder anderen Tieren zum Essen gegeben. Es gibt sogar ein traditionelles Reisgericht, bei dem die Federn der Hühner verbrannt werden und der resultierende Kohlestaub wird mit dem gegrillten Fleisch und Reis vermischt wird, es schmeckt besser als es klingt. Auch Reismehl haben wir hier schon selber hergestellt. Ein aufwendiger Prozess für eine kleine Menge.
Doch Sikkim ist nicht nur traditionell, es ist auch modern. Es gilt als der sauberste Staat Indiens, und Gangtok ist auf bestem Weg die internationalen Richtlinien einer Ökostadt zu erfüllen, wobei sie noch an ihrer Müllentsorgung arbeiten müssen. Es wird sich eher westlich gekleidet und auch die musikalischen Interessen liegen mehr bei Rock als bei Bollywood.
Indien ist ein Land, dass einen nicht mehr loslässt. Es ist eine Hassliebe, eine Mischung aus guten und schlechten Erfahrungen, Faszination und Abstoßung, Moderne und Tradition.
Sobald man das Land verlässt, wünscht man sich zurück und ist man dort, fragt man sich, wieso man sich das schon wieder angetan hat.
In diesem Land ist alles möglich, Magie und Verwünschnungen erscheinen einem nicht mehr so unrealistisch wie in Europa, sondern durchaus existierend und die allgegenwärtige Religiösität lässt keinen kalt, einige meiner schönsten indischen Erlebnisse waren religiöse Zeremonien und Tempelbesuche. Allerdings werde ich das nächste Mal wohl eher mit jemanden zusammen reisen.




Sonntag, 20. Dezember 2015

Andamanen




Meine Wanderfüße haben mich wieder einmal zu einem dieser wunderschönen paradiesischen Orte mit Puderzuckersand und türkisblauem Wasser geführt, wo man die Zeit am Strand unter Palmen vergessen kann und farbenreiche Sonnenaufgänge bewundert. 
Die Andamanen und Nikobaren sind eine Vielzahl von Inseln, von denen mehr als die Hälfte für Touristen unzugänglich unter Naturschutz stehen und die zu Indien gehören, geografisch allerdings näher bei Thailand liegen. 
Wer sich ein wenig mit den Andamanen und Nikobaren beschäftigt, findet schnell heraus, dass der Großteil der Inseln geschützt ist, um die einheimischen Stämme zu schützen, allerdings klappt das nicht besonders gut. Die meisten Stämme schrumpfen jedes Jahr immer mehr, von einigen sind weniger als 40 übrig geblieben. Einer der Gründe sind die illegalen Touren die angeboten werden. Um Geld dazu zu verdienen, bieten viele Touren auf die verbotenen Inseln und zu den Stämmen an, ohne Rücksicht auf deren Privatsphäre oder die Natur, doch viele Touristen stört das nicht, wenn sie dafür die "sagenumwobenen" Ureinwohner fotografieren können.
Man kann nur von Chennai oder Kolkatta zur Hauptstadt, Port Blair, fliegen oder eine etwa 2-3 tägige Containerschifffahrt zu buchen. 
Port Blair allerdings hat nicht viel von einem Paradies, es stinkt nach Öl und faulendem Fisch, rottendem Abfall und Fäkalien. Zudem muss man sich durch Horden nervender und penetranter Inder kämpfen, die versuchen einem alles mögliche anzudrehen aber vom zuhören nichts verstehen. 
Hat man die dann überwunden geht es zum noch mehr stinkendem Hafen um auf einem tatsächlich recht angenehmen Schiff nach Havelock Island überzusetzen, wo einem dann das paradiesische Inselleben erwartet. Aber nichts geht unkompliziert in Indien, und auch hier erwarten einen erstmal scharenweise Inder, die alle den besten Deal und beste Unterkunft und beste Restaurants und von allem das Beste extrem laut verkaufen wollen.
Doch diese letzte Hürde später erreicht man dann endlich für was man gekommen ist.





Und das Beste daran, das alles gibt es zu indischen Preisen, das heißt sein eigenes Bungalow direkt am Strand (mit Gemeinschaftsbad) gibt es schon für 6 Euro und Essen für circa 2 Euro, was will man mehr?
Allerdings stimmt das Gerücht mit den im Meer schwimmenden Elefanten leider nicht mehr, zumindest nicht auf Havelock Island.