Samstag, 8. August 2015

Vanuatu




Vanuatu? Wo liegt denn das? Existiert das wirklich? Davon habe ich ja noch nie von gehört.
So in etwa verlief jede Konversation, die ich unterwegs über Vanuatu geführt habe. Kaum jemand kennt Vanuatu, und das obwohl es sehr viel zu bieten hat, und meiner Meinung nach auch lohnenswerter ist als ein Flug nach Fiji.
Vanuatu ist ein Inselstaat bestehend aus 83 Inseln, mit Port Vila als Hauptstadt auf der Insel Efate.
Meine 10 Tage hier haben mich ziemlich begeistert, vor allem die Mentalität der Einwohner.
Einige haben bestimmt von Zyklon Pam gehört, der im März dieses Jahr über Vanuatu hinweggefegt ist und es großteils zerstört hat. Ein Zyklon der Kategorie 5, der Stärkste der das Land je getroffen hat, und dann noch die 4 nachfolgenden kleineren Zyklone. Das wirklich beeindruckende ist, dass die Menschen ihre Lebensfreude nicht verloren haben und vieles sehr schnell wieder aufgebaut wurde.
Man lebt in Vanuatu mit der permanenten Gefahr einer Naturkatastrophe, sei es durch Zyklone, Flutwellen oder durch die aktiven Vulkane auf verschiedenen Inseln. Einerseits strebt das Land nach festen Unterkünften und Modernität, andererseits fragt man sich, wieso den ganzen Aufwand auf sich nehmen, wenn doch schon mit der nächsten Naturkatastrophe zu rechnen ist. Man verweilt in einem Stadium der Ungewissheit und der Risikoabwägung, denn die Menschen können es sich nicht leisten, jedes mal wieder ihre Energie und Geld in den Neuaufbau zu stecken. Das Resultat sind provisorische Häuschen und Reduktion auf das Lebensnotwendige. In den zwei größten Städten Vanuatus, Port Villa und Luganville, hat man recht gute Chancen Restaurants, Hotels oder Cafés mit Wifi zu finden, aber es gibt so gut wie keinen Haushalt mit Wifi. Genauso wenig findet man Fernseher und Computer, ab und zu ein Smartphone. Außerhalb dieser Städte findet man das alles nicht, die Ausnahmen sind immer Luxusressorts.
Einerseits finden sich in vielen Häusern kleine Ofen und Herde, aber gekocht wird hauptsächlich auf Feuerstellen im Garten.
Mein erster Tag auf Vanuatu war ein ziemlicher Schock, nicht wegen fehlender Modernität sondern wegen den Preisen. Vanuatu ist teuer. Sehr teuer. Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie die Menschen mit ihren 2€ die Stunde hier überleben. In Euro umgerechnet sähen die Preise circa so aus:
0,50ct pro Ei
3,50€ für 1l Milch
30€ pro Nacht im Dorm (das ist noch günstig!)
2€ für 1l Wasser
4€ für Kaffee
und so weiter. Obst und Gemüse war kaum zu finden, da der Zyklon die Ernten großteils zerstört hatte. In vielerlei Hinsicht ist Vanuatu teuer als Deutschland, denn man bekommt weniger für oftmals mehr Geld im Vergleich zu uns.
Nun zum Tourismus. Vanuatu hat das Potenzial einer erstklassigen Reisedestinationen, denn die Inseln haben so viel zu bieten: Eine einmalige, sehr lebendige Kultur, die weltweit zugänglichsten und sehr aktiven Vulkane, erstklassige unberührte Riffe und Dschungel, das weltweit größte Wrack, Dugongs vor den Küsten, Traumstrände, riesige Höhlensysteme, viele Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg und die sogenannten „Blue Holes“, unwirklich azurblaue Süßwasserquellen mitten in der Natur. Es ist so schade, dass man es einem so schwer macht das Land zu besichtigen, vor allem, da man hier auf den wenigen Tourismus angewiesen ist. Flüge zwischen den einzelnen Inseln kosten zwischen 100-150€ One-way(!), Schiffsverbindungen gibt es kaum und durch die kaum vorhandenen Straßen und fehlenden Busverbindungen muss man für viele Attraktionen eine Tour buchen, die wirklich übertrieben teuer sind. Auf der Insel Espiritu Santo zum Beispiel kostet eine Halbtagestour zum schönsten Strand der Insel ca. 80€, das beinhalten die 30min Hin- und Rückfahrt, 5€ Eintritt und einen kleinen Snack. Durch die fehlenden Busverbindungen hat man aber andererseits auch kaum eine Möglichkeit auf eigene Faust da hinzukommen, Mietautos sind etwas billiger, das Benzin jedoch nicht.
Ich hatte sehr viel Glück während meines Aufenthaltes hier. Auf Espiritu Santo wurde ich von einer sehr liebevollen Familie für eine Woche zu sich nach Hause eingeladen, und ich habe Jack kennengelernt, der hier auf Heimaturlaub war und mit mir die Insel besichtigt hat, in seinem Auto. Ohne ihn hätte ich es mir gar nicht leisten können wirklich viel zu sehen.
Die Menschen hier sind so freundlich und großzügig und kümmern sich sehr liebevoll um dich. Gastfreundlichkeit ist hier ein großer Teil der Kultur, und etwas abzuschlagen kann schon mal als Beleidigung angesehen werden.
Ich denke, mich hat Vanuatu bis jetzt am meisten beeindruckt. Es ist ein sehr vielseitiges Land mit gelebter Kultur und Traditionen, starkem christlichem Glauben, Lebensfreude, fehlender Bildung, Großzügigkeit, Stolz und ihren einmaligen Sehenswürdigkeiten und Freundlichkeit. Die Einwohner führen ein ständigen Kampf mit und gegen die Natur, der feinen Gratwanderung zwischen Zerstörung und Lebensnotwendigkeit.
Beobachtet man die konstanten Eruptionen eines Vulkans am Kraterrand, sieht die umgeknickten Bäume durch den Zyklon oder wandert durch undurchdringlichen Dschungel, erst dann wird einem die Kraft der Natur wirklich bewusst. In keinem der anderen Länder habe ich das so zu spüren bekommen.
Ich kann jedem nur empfehlen sich irgendwie das Geld zusammen zu sparen und hierherzukommen, es ist ein wunderschönes und einmaliges Erlebnis.







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