Vanuatu
Vanuatu? Wo liegt denn das? Existiert
das wirklich? Davon habe ich ja noch nie von gehört.
So in etwa verlief jede Konversation,
die ich unterwegs über Vanuatu geführt habe. Kaum jemand kennt
Vanuatu, und das obwohl es sehr viel zu bieten hat, und meiner
Meinung nach auch lohnenswerter ist als ein Flug nach Fiji.
Vanuatu ist ein Inselstaat bestehend
aus 83 Inseln, mit Port Vila als Hauptstadt auf der Insel Efate.
Meine 10 Tage hier haben mich ziemlich
begeistert, vor allem die Mentalität der Einwohner.
Einige haben bestimmt von Zyklon Pam
gehört, der im März dieses Jahr über Vanuatu hinweggefegt ist und
es großteils zerstört hat. Ein Zyklon der Kategorie 5, der Stärkste
der das Land je getroffen hat, und dann noch die 4 nachfolgenden
kleineren Zyklone. Das wirklich beeindruckende ist, dass die Menschen
ihre Lebensfreude nicht verloren haben und vieles sehr schnell
wieder aufgebaut wurde.
Man lebt in Vanuatu mit der permanenten
Gefahr einer Naturkatastrophe, sei es durch Zyklone, Flutwellen oder
durch die aktiven Vulkane auf verschiedenen Inseln. Einerseits strebt
das Land nach festen Unterkünften und Modernität, andererseits
fragt man sich, wieso den ganzen Aufwand auf sich nehmen, wenn doch
schon mit der nächsten Naturkatastrophe zu rechnen ist. Man verweilt
in einem Stadium der Ungewissheit und der Risikoabwägung, denn die
Menschen können es sich nicht leisten, jedes mal wieder ihre Energie
und Geld in den Neuaufbau zu stecken. Das Resultat sind provisorische
Häuschen und Reduktion auf das Lebensnotwendige. In den zwei größten
Städten Vanuatus, Port Villa und Luganville, hat man recht gute
Chancen Restaurants, Hotels oder Cafés mit Wifi zu finden, aber es
gibt so gut wie keinen Haushalt mit Wifi. Genauso wenig findet man
Fernseher und Computer, ab und zu ein Smartphone. Außerhalb dieser
Städte findet man das alles nicht, die Ausnahmen sind immer
Luxusressorts.
Einerseits finden sich in vielen
Häusern kleine Ofen und Herde, aber gekocht wird hauptsächlich auf
Feuerstellen im Garten.
Mein erster Tag auf Vanuatu war ein
ziemlicher Schock, nicht wegen fehlender Modernität sondern wegen
den Preisen. Vanuatu ist teuer. Sehr teuer. Mir ist es bis heute ein
Rätsel, wie die Menschen mit ihren 2€ die Stunde hier überleben.
In Euro umgerechnet sähen die Preise circa so aus:
0,50ct pro Ei
3,50€ für 1l Milch
30€ pro Nacht im Dorm (das ist noch
günstig!)
2€ für 1l Wasser
4€ für Kaffee
und so weiter. Obst und Gemüse war
kaum zu finden, da der Zyklon die Ernten großteils zerstört hatte.
In vielerlei Hinsicht ist Vanuatu teuer als Deutschland, denn man bekommt weniger
für oftmals mehr Geld im Vergleich zu uns.
Nun zum Tourismus. Vanuatu hat das
Potenzial einer erstklassigen Reisedestinationen, denn die Inseln
haben so viel zu bieten: Eine einmalige, sehr lebendige Kultur, die
weltweit zugänglichsten und sehr aktiven Vulkane, erstklassige
unberührte Riffe und Dschungel, das weltweit größte Wrack, Dugongs
vor den Küsten, Traumstrände, riesige Höhlensysteme, viele
Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg und die sogenannten „Blue
Holes“, unwirklich azurblaue Süßwasserquellen mitten in der
Natur. Es ist so schade, dass man es einem so schwer macht das Land
zu besichtigen, vor allem, da man hier auf den wenigen Tourismus
angewiesen ist. Flüge zwischen den einzelnen Inseln kosten zwischen
100-150€ One-way(!), Schiffsverbindungen gibt es kaum und durch die
kaum vorhandenen Straßen und fehlenden Busverbindungen muss man für
viele Attraktionen eine Tour buchen, die wirklich übertrieben teuer
sind. Auf der Insel Espiritu Santo zum Beispiel kostet eine
Halbtagestour zum schönsten Strand der Insel ca. 80€, das
beinhalten die 30min Hin- und Rückfahrt, 5€ Eintritt und einen
kleinen Snack. Durch die fehlenden Busverbindungen hat man aber
andererseits auch kaum eine Möglichkeit auf eigene Faust da
hinzukommen, Mietautos sind etwas billiger, das Benzin jedoch nicht.
Ich hatte sehr viel Glück während
meines Aufenthaltes hier. Auf Espiritu Santo wurde ich von einer sehr
liebevollen Familie für eine Woche zu sich nach Hause eingeladen,
und ich habe Jack kennengelernt, der hier auf Heimaturlaub war und
mit mir die Insel besichtigt hat, in seinem Auto. Ohne ihn hätte ich
es mir gar nicht leisten können wirklich viel zu sehen.
Die Menschen hier sind so freundlich
und großzügig und kümmern sich sehr liebevoll um dich.
Gastfreundlichkeit ist hier ein großer Teil der Kultur, und etwas
abzuschlagen kann schon mal als Beleidigung angesehen werden.
Ich denke, mich hat Vanuatu bis jetzt
am meisten beeindruckt. Es ist ein sehr vielseitiges Land mit
gelebter Kultur und Traditionen, starkem christlichem Glauben,
Lebensfreude, fehlender Bildung, Großzügigkeit, Stolz und ihren
einmaligen Sehenswürdigkeiten und Freundlichkeit. Die Einwohner
führen ein ständigen Kampf mit und gegen die Natur, der feinen
Gratwanderung zwischen Zerstörung und Lebensnotwendigkeit.
Beobachtet man die konstanten
Eruptionen eines Vulkans am Kraterrand, sieht die umgeknickten Bäume
durch den Zyklon oder wandert durch undurchdringlichen Dschungel,
erst dann wird einem die Kraft der Natur wirklich bewusst. In keinem
der anderen Länder habe ich das so zu spüren bekommen.
Ich kann jedem nur empfehlen sich
irgendwie das Geld zusammen zu sparen und hierherzukommen, es ist ein
wunderschönes und einmaliges Erlebnis.